Elena Filipovic
Die Figuren auf dem Triptychon von Mirjam Walter stülpen ihr Inneres fast gewaltvoll nach außen und thematisieren malerisch Körper, bei denen enge Setzungen zwischen Innen und Aussen, dem Selbst und den Anderen, Überschwang und Begrenzung flüchtig und instabil sind.
Unsere Körper müssen viel sein und viel tun. Sie sind biologische Schlachtfelder, Projektionsflächen für Fantasien, Orte der Individualität und Schauplätze politischer und sozialer Auseinandersetzung – manipuliert, transformiert, und zunehmend kommerzialisiert. Trotz ihrer Verwundbarkeit sind Körper eine Art personalisierte Ur-Architektur und bestimmen mit, wie wir unsere Welt wahrnehmen. Im Gegenzug agieren sie als wirkungsvolle Werkzeuge, um die Welt nach ihrem Willen zu formen. Die Ausstellung A Tooth for an Eye konzentriert sich auf das repräsentative Äussere und das unergründliche Innere von Körpern sowie auf die Abhängigkeiten, in denen sie sich bewegen (zu anderen Körpern als auch zu sie umgebenden Objekten), und auf die Veränderungsmöglichkeiten, die ihnen offen stehen. Die gezeigten Arbeiten lösen den Körper in Rauch auf, teilen ihn in Stücke, legen die Grenzen seiner Kontrollierbarkeit offen und untersuchen die Spuren, die er produziert und zurücklässt. Wie ein Körper ist auch die Ausstellung selbst keine beständige Einheit, sondern sie verändert sich von Raum zu Raum in der Begegnung mit den einzelnen Werken von sechzehn Künstlerinnen und Künstlern verschiedener Generationen, deren Schaffen den Körper und sein Umfeld verhandeln: konzeptionell, archäologisch, experimentell, sinnlich, expressionistisch.
Mit Camille Bres, Mona Broschár, Simona Deflorin, Gerome Gadient, Hannah Gahlert, Axel Gouala, Philipp Hänger, Dominik His, Jeronim Horvat, Daniel Kurth, Kaspar Ludwig, Ines P. Kubler, Claudio Rasano, Dorian Sari, Simone Steinegger und Mirjam Walter.